Riesen
Ran - Die Riesin der Meere
Ran (auch Rēan) ist vom Volk der Riesen, genauer gesagt der Meeres-Riesen. Ihr Hof liegt tief unten auf dem Grund des Meeres.
Ihre Eltern sind unbekannt. Verheiratet ist Ran mit dem Meeres-Riesin Ägir, der ein alter Freund der Götter ist. Mit ihm zusammen zeugte sie neun Töchter, die die Geister der Wellen sind: Himinglaeva, Dufa, Blodughadda, Hefring, Unn, Hrönn, Bylgja, Dröfna und Kolga. Unter anderen Namen sind sie auch als die neun Mütter Heimdalls bekannt.
In den alten Sagen wird ran nicht oft erwähnt, allerdings war sie für die seefahrenden Germanen - die Wikinger - eine allgegenwärtige Begleiterin. Im Gegensatz zu ihrem Mann Ägir oder zum Gott Njörd stellt sie nämlich die eher ungemütlichen Aspekte des Meeres dar: Die raue See, riesige Wellen, finstere Stürme und vor allem die dunkle, unbekannte und unendliche Welt, die unter der Meeresoberfläche lauert.
Wenn ein Wikinger bei einem Unwetter über Bord ging, so sagte man, er sei der Ran in's Netz gegangen. Die Riesin lauert nämlich mit ihren Netzen in den dunklen Tiefen des Wassers und wartet nur darauf, dass ein unvorsichtiger Seefahrer vom Schiff fällt. Sie schnappt ihn sich und reißt ihn hinunter in die Finsternis - immer tiefer und tiefer. Die Geister jener Ertrunkenen kommen auf ihren verfallenen Hof, der unten auf dem zwielichtigen Grund des Meeres liegt - als habe er eines Tages an Land gelegen, aber dann von der Flut überrascht wurde, so mutet er an.
Ihr Toten-Reich heißt nach ihrer Herrscherin ebenfalls Ran.
Es heißt, dass wenn Wikinger über Bord gehen mussten - z.B. wenn das Schiff zu kentern drohte oder sank - sie etwas Gold mit in das nasse Grab nehmen sollten. So wollten sie Ran ein Geschenk machen und besänftigen, auf dass sie einen guten Platz in ihren unterseeischen Hallen erhielten.
Ran ist wie alle Riesinnen wunderschön und anmutig, doch sie ist eben ein Wesen aus der tiefen Finsternis, ein Unter-Wasser-Pendant von Hel. Die normalen Bauern an Land kannten sie wohl kaum, aber die Wikinger, die auf ihren Schiffen die halbe Welt umsegelten, sahen in ihr eine ständige Bedrohung, die unter ihren Füßen auf sie lauert...
Germanische Götterwelt, Facebook, 4. August 2013